Tabubruch Analsex: Was spricht denn dagegen, darüber zu sprechen?

Tabubruch Analsex: Was spricht denn dagegen, darüber zu sprechen?

Analverkehr ist unbestritten immer noch ein Tabuthema. Schätzungen zufolge genießen 25-40% aller Paare die Stimulation von hinten, doch diese Zahlen sind sehr vage. Da es sich um eine Praktik handelt, der etwas Verbotenes und Schmutziges anhaftet, sind die Angaben nicht wirklich aussagekräftig. Es handelt sich um das Intimste, was im Bett geschieht und darüber wird nicht gesprochen. Dabei ist Analsex doch einfach nur eine weitere Variante im vielfältigen Repertoire der sexuellen Möglichkeiten!   Lange hab ich überlegt, wie ich Analsex in einen Blogbeitrag verpacken kann, ohne gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Sex durch das Hintertürchen ist immerhin ein gesellschaftliches Tabu, in manchen Ländern dieser Welt immer noch gesetzlich verboten! Da muss man sich langsam annähern. Und genauso, wie es in der Kommunikation ist, so ist es auch in der Durchführung: es erfordert Sensibilität. Und es bedarf eines Tabubruchs.  
Für mich ist Analsex pure Lust.
  Ich werfe dabei alle Hemmnisse und Probleme aus meinem Kopf und gebe mich nur der Lust hin. Diese Praktik ist wesentlich intensiver, als vaginaler Sex. Analsex bedarf allerdings einiger Vorbereitung. Sowohl unser Kopf, als auch unser Körper sind dabei gefordert. Lust empfindet nur, wer es auch wirklich geschehen lassen möchte.  

Entspann‘ dich! Ohne dass dein Kopf es will, kann es dein Körper nicht!

Ob Analsex etwas für dich ist, das musst du für dich selbst ausprobieren. Viele Frauen haben beim ersten Mal Schmerzen und probieren es deshalb kein weiteres Mal. Das ist schade, denn die muskuläre Entspannung klappt beim ersten Mal meist nicht. Es ist was Neues, was Verbotenes, etwas äußerst Intimes. Da ist es ganz normal angespannt zu sein! Und das ist das auch das Hauptproblem. Die erogene Zone Po ist sehr empfindlich, weil sich in diesem Bereich besonders viele Nervenenden befinden. Der Schließmuskel hat eine sehr essentielle Aufgabe zur erfüllen: Nichts raus - aber auch nichts rein zu lassen. Daher sind viel Vorsicht und Einfühlungsvermögen gefordert. Ein ausgiebiges Vorspiel ist Pflicht. Nur wer entspannt ist, kann genießen. Der aktive muss auf den passiven Teil noch mehr Rücksicht nehmen, als beim herkömmlichen Geschlechtsverkehr. Um Analverkehr genießen zu können bedarf es im Grunde genommen dreier Dinge: Entspannung, Zeit und Gleitmittel. Mit der Zunge und mit den Fingern kann wunderbar experimentiert werden. Zur weiteren Vorbereitung sind Analplugs empfehlenswert, da sie den Schließmuskel dehnen und so ideal auf den Penis vorbereiten. Diese Plugs gibt es in unterschiedlichen Größen. Wichtig ist, dass alles langsam und mit viel Gleitmittel geschieht. Eine Verletzungsgefahr ist nur dann gegeben, wenn die Gleitcreme weggelassen wird und/oder zu rasch in den Anus eingedrungen wird. Dabei entstehen kleine, oberflächlich Risse, es kann zu Blutungen kommen und dann besteht eine erhöhte Infektionsgefahr.

Ich will’s probieren, aber wie sag ich‘s?

  1. Möglichkeit: Ansprechen! Was spricht denn dagegen, darüber zu sprechen? Scham? Mädels, das könnt ihr euch sparen. Der Großteil der Männer steht nämlich drauf! Dafür gibt es unzählige Gründe. Einer davon ist, dass es ihn kickt, weil es gesellschaftlich tabu ist. Ein weiterer Grund ist, dass manche Männer die Enge des Anus besonders genießen. Übrigens: Sollte kein Mann zur Verfügung stehen, dann gibt es Finger und (flexible!) Dildos um diese Empfindungen unter Frauen zu machen.
  2. Möglichkeit: Anleiten. Nehmt seine Hand, führt seine Finger an euren After, zeigt ihm, was euch Spaß macht und genießt die kreisenden Bewegungen darum. Lasst ihn hören und spüren, wie ihr es genießt. Dann wird er rasch bemerken, dass „da scheinbar noch mehr geht“. Da anale Stimulation nicht, wie vaginaler Verkehr geschlechtsabhängig ist, könnt ihr auch eurem Freund diese Lust bereiten. Wie er drauf reagiert, wenn eure Finger in Richtung seines Arschlochs gleiten, zeigt auch, wie offen er für neue Ideen ist.
Die häufigste Stellung für Analsex ist „a tergo“ – von hinten, also im „doggy style“. Dem Mann den blanken Hintern hinzustrecken und den Po zu präsentieren empfinden manche Frauen als erniedrigend. Aber es ist die angenehmste Stellung, denn er Winkel in dem der Penis eindringt ist ebenfalls ausschlaggebend dafür, ob es beim Verkehr zu Schmerzen kommt. Die erste Hürde ist und bleibt jedoch der Schließmuskel. Wenn der Penis langsam eindringt und immer wieder Halt macht kann sich das Muskelgewebe an die Dehnung gewöhnen. Der Moment in dem der Penis durch den Schließmuskel dringt ist bei den meisten Frauen die ersten Male schmerzhaft. Auch bei völliger Entspannung. Je öfter diese sexuelle Praktik zur Anwendung kommt, desto weniger tut es aber weh. Und es tut auch nicht allen Frauen zu Beginn weh. Schmutzig ist Analsex übrigens selten! Das Rektum und der Anus sind Durchgangswege für Kot und die meiste Zeit über befindet sich kein Kot darin. Wer allerdings sichergehen möchte kann sich ein Klistier oder eine Analdusche besorgen. Zu wissen, dass das Rektum sauber und leer ist, kann zur Entspannung beitragen.

Und warum sollte ich mich bitte in den A**** f***** lassen?

Was jetzt genau das Reizvolle an Analsex ist kann nur jede_r von uns für sich selbst beantworten. Ich bin der Meinung, dass man alles ausprobieren kann, was im Kopfkino funktioniert. (Solange es natürlich im Rahmen der Gesetze ist, eh klar.) Aber Grenzen in unserer Sexualität erlegen wir uns meist selbst auf. Und das ist sehr schade. Ich lasse mich nicht gerne einschränken. Ich lebe mich aus. Und wenn mal was keinen Spaß macht, dann mach ich es vielleicht noch ein zweites, aber sich kein drittes Mal mehr. Umso wichtiger ist es, beim Analsex gleich von Anfang an darauf zu achten, dass gewisse Voraussetzungen gegeben sind. Sonst kommt es zu keiner Wiederholung dieser Erfahrung. Es gibt Männer, die meinen, Analsex sei der höchste Vertrauensbeweis, den eine Frau ihnen sexuell erbringen kann. Denn dabei muss eine sehr intensive Vertrauensebene bestehen, sonst blockiert der Kopf und folglich auch der Körper. Sozusagen die absolute Hingabe. Das kann ich nur unterschreiben. Aber auch für den passiven Teil  - das können beim Analsex bekanntlich Frauen und Männer sein – bringt diese Sexvariante unglaubliche Empfindungen mit sich. Die Enge des Hintereinganges und die unzähligen Nervenenden, die dabei stimuliert werden, sind schon rein auf der körperlichen Ebene ein einzigartiges Erlebnis. Was sich dabei im Kopf abspielt ist nochmal ein extra Kick.   Wer über Analsex und den Kick dabei reden möchte ist beim „Dirty Talk“ am 24.Mai genau richtig!
Viva La Vulva Gastautorin
Alexandra Gutmannsthal-Krizanits
Alexandra ist Lebens- und Sozialberaterin mit eigener Praxis in Niederösterreich. Als Schwerpunkt hat sie Paar-und Sexualberatung gewählt und bietet themenspezifische Diskussionsabende für Frauen unter dem Titel "Dirty Talk" an. Die nächsten Termine findest du unter www.gutberaten.cc    
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