Time to rage!

Time to rage!

Ich bin wütend. Verdammt wütend. Und ich habe keine Lust mehr meine Wut über die Geschehnisse der letzten Tage „Lady like“ zu handeln.   Ich wage zu behaupten, dass sich die gesellschaftliche Einstellung zu Feminismus in Österreich (aber auch generell) über die letzten Jahre etwas geändert hat.  
Abgesehen von denen die immer mal wieder laut werden und behaupten, dass Feminismus tot sei, kannst du heute offen Feministin sein. Aber bitte die richtige Art von Feministin: Empowered, politisch-unabhängig und schön.
  Don’t get me wrong! Im Gegensatz zu vielen anderen finde ich den aktuellen Trend feministische T-Shirts zu tragen und ‚The Future is Female’ Pics zu teilen nicht grundsätzlich schlecht. Aber leider sind in Zeiten wie diesen, geprägt von rape culture, slut-shaming, cat calling und sexueller Gewalt, T-Shirts und coole Sprüche nicht genug. Ich habe genug von Feel-Good-Feminism und davon ständig aufzupassen nicht mit den Männern in meinem Facebook Feed anzuecken.   via GIPHY

Wenn du wütend bist lass es raus.

Für Frauen ist Wut ein Tabu. Ein jahrzehntealtes „No-No“, genauso wie das Verlangen nach Macht und selbstbestimmter Sexualität. Wir sind in unserer Gesellschaft dazu angehalten unsere Emotionen in Zaum zu halten. Frauen wird auf tausend kleinen Wegen zu verstehen gegeben, dass Wut unpassend und unangebracht ist. Nicht ausrasten und immer schön die Fassung behalten. Wut ist ein männliches Privileg. Frauenanliegen müssen freundlich vorgetragen und für die männliche Audience so verpackt werden, dass wohl ja niemandem auf die Füße getreten wird.   Auf einer feministischen Diskussion, die ich in Brüssel besucht habe wurde mir gesagt: „Wir müssen endlich aufhören über Gerechtigkeit zu reden und darüber wie Frauen benachteiligt werden. Reden wir lieber darüber wieviel ein Land an GDP durch Ungleichberechtigung verliert. Das verstehen Männer besser.“ Obwohl ich ganz klar der Meinung bin, dass Gleichberechtigung eine Sache von Frauen* UND Männern ist, sind solche Statements ein Teil des Problems und nicht Teil der Lösung.  Messen wir uns am ‚rationalen’ und ‚objektiven’ Verhalten von weißen Männern ist es kein Wunder, dass Empörung und Wut unsere Fähigkeit, von diesen neutralen, selbsternannten Richtern gehört und verstanden zu werden untergräbt.   Sind Frauen wütend, sind sie, ob beabsichtigt oder nicht, im Bruch mit den geschlechterspezifischen Erwartungshaltungen, die von vielen von uns als selbstverständlich gesehen werden. Serena Williams die sich mit dem Schiedsrichter anlegt? Sigi Maurer die offen über Hass im Netz spricht? Hysterisch und out of Line! Wut wird bei Frauen generell gerne als Hysterie diagnostiziert, was wenn man den Duden konsultiert soviel bedeutet wie übertrieben erregt, nervös und überspannt.   Und während von Frauen erwartet wird höflich und einfühlsam zu sein, sind wütende Männer keine Exoten. Von Trump über Kavanaugh bis zu den Männern in unserem Privatleben: Männliche Wut ist normal, oder zumindest nichts Unerwartetes.   Da die Wut dieser Männer durch Ängste geschürt wird ist es nicht überraschend, dass die weibliche Wut, im Hinblick auf die berechtigte Empörung über Sexismus und Unterdrückung, nicht nur angsteinflößend ist, sondern bedrohlich.  
Frauen die sich aus normativen Fesseln der sozialen Kontrolle befreien? You should be afraid.
  Frauen haben ein Anrecht auf Wut. Und obwohl Wut nicht die einzige feministische Waffe ist, ist sie dennoch eine wichtige. Es ist höchste Zeit, damit aufzuhören weibliche Wut als etwas unangebrachtes und Angsteinflößendes zu sehen.  Gesellschaftliche Veränderung wurde noch nie durch höfliches und devotes Bitten erzielt.  

Let’s rage!

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