Viva La Revolution: Gendern – gemeinsam nach dem Sternchen greifen

Viva La Revolution: Gendern – gemeinsam nach dem Sternchen greifen

Feminist*in sein ist oft hart genug. Wir finden, es braucht mehr Raum für Good News und wollen kleine und große Erfolge, feministische Aktionen und positive Veränderungen aus der ganzen Welt mit euch feiern. Denn Feminist*in sein ist zwar hart, aber mit Viva La Revolution möchten wir zeigen: Es zahlt sich aus.

Keine News, aber gut: Es gibt immer mehr Medien, Bildungseinrichtungen und Personen des öffentlichen Lebens, die sich vom generischen Maskulinum, bei dem alle Geschlechter mitgemeint sein sollen, verabschieden und in der geschriebenen und gesprochenen Sprache gendern.

Die Good News im Jänner: Der Online-Duden gehört jetzt auch dazu.

Mut zur Veränderung

Wo vorher bei der männlichen Form stand „jemand, der…“, steht jetzt „männliche Person, die…“. Und auch der Eintrag für die weibliche Form enthält von jetzt an die vollständige Definition („weibliche Person, die…“) und verweist nicht nur auf das männliche Pendant („weibliche Form von…“). Das Ganze ist übrigens Work in Progress – bei ein paar hunderttausend Einträgen kann das etwas dauern.

Die Tatsache, dass sich eines der bekanntesten Wörterbücher deutscher Rechtschreibung vom generischen Maskulinum abwendet, ist aber nicht nur Good News, sondern Big News. Denn wenn sich ein viel frequentiertes Online-Medium, das sich der deutschen Sprache und Rechtschreibung widmet, öffentlich dazu bekennt, dass das generische Maskulinum nicht mehr zeitgemäß ist, dann ist das ein großer Schritt in Richtung Gleichberechtigung. Sprachlich und gesellschaftlich.

Sprache bildet Bewusstsein

Warum? Das generische Maskulinum wird genau als solches – eben maskulin – wahrgenommen. Hören oder lesen wir „Teilnehmer“, denken wir zuerst einmal an einen Mann. Und genau das ist das Problem. So werden Frauen und non-binäre Personen unsichtbar gemacht. Mehr dazu kann in dieser Studie hier nachgelesen werden.

Gender-Sternchen, Unterstrich, Schrägstrich und Doppelpunkt – Teilnehmer*in, Teilnehmer_in, Teilnehmer/in und Teilnehmer:in – sollen das ändern. Diese Varianten schließen alle Geschlechter mit ein und spiegeln die Vielfalt der Gesellschaft wider, was wiederum wichtig ist, um Bewusstsein zu schaffen. Der Online-Duden gibt auch darüber in der Kategorie Sprachwissen > Sprache und Stil > Geschlechtergerechter Sprachgebrauch Auskunft.

Kennt ihr das, wenn ihr einen neuen Ausdruck oder ein neues Konzept kennenlernt und plötzlich hört und lest ihr es überall? Genau darum geht es, wenn von Bewusstseinsbildung die Rede ist.

Vom Lesefluss über die Ästhetik bis zur Aussprache

„Gendern unterbricht den Lesefluss, zerstört die Ästhetik und, wie soll man das denn überhaupt aussprechen?“

Was den Lesefluss angeht, so wird unserem Gehirn von Kritiker*innen Unrecht getan. Es kann die gegenderten Varianten sehr wohl lesen, nur gefällt es der lesenden Person möglicherweise nicht. Das stört dann den Lesefluss, das Gendern an sich kann aber nichts dafür. Ausschlaggebend für das Verständnis eines Textes ist übrigens die allgemeine Textqualität, nicht ob gegendert wird oder nicht. Wurde hier genauer untersucht.

Leidet die Ästhetik eines Textes unter dem Gendern? Hängt wohl stark vom persönlichen Geschmack ab, aber da frag ich mich doch: Was ist wichtiger? Ästhetik oder Gleichberechtigung?

Bei der Aussprache der gegenderten Begriffe wird meist auf den stimmlosen glottalen Plosiv gesetzt. Dabei setzt man beim Sprechen einfach kurz ab. ZiB 1 Moderator Tarek Leitner hat dazu einen lesenswerten Kommentar für das Wochenmagazin Profil geschrieben.

Gemeinsam nach dem Sternchen greifen

Mit Sternchen, Unterstrich, Schrägstrich und Doppelpunkt gegenderte Wörter sind beim Lesen und Sprechen gewöhnungsbedürftig. Genauso wie SARS-CoV-2, Kaiserschnurrbarttamarinen oder, ein Klassiker, Donaudampfschifffahrtsgesellschaft. Wie das Wort „gewöhnungsbedürftig“ aber schon verrät, man muss sich einfach nur daran gewöhnen. Donaudampfschifffahrtsgesellschaft lese, schreibe und spreche ich übrigens mittlerweile ohne Probleme aus.

Und ja, diese Arten zu gendern sind in mancherlei Hinsicht nicht ideal und ihre Anwendung teilweise verbesserungswürdig (Bsp.: Screenreader). Doch sie sind das Beste, was wir derzeit haben. Und ist das nicht eigentlich ziemlich cool? Wir können jetzt gemeinsam unsere Sprache aktiv gestalten und dafür sorgen, dass sie selbst und unsere Gesellschaft mit ihr inklusiver und offener werden!

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