Vulva des Monats - Ruth Bader Ginsburg

Vulva des Monats - Ruth Bader Ginsburg

Feminismus-Ikone in Richterrobe: Ruth Bader Ginsburg

Eine 1,55 Meter kleine Frau mit riesiger Brille und tiefen Furchen im Gesicht: Nicht gerade ein Bild, das man mit einer Superheldin verbindet. Und doch war Ruth Bader Ginsburg – popkulturelles Phänomen, juristische Ikone und eine der bekanntesten US-Frauenrechtlerinnen – für viele genau das; eine Superheldin. Der Tod von „The Notorious RGB“, wie sie liebevoll genannt wird, hinterlässt eine klaffende Lücke in der politischen Landschaft der USA und stürzt eine ganze Nation in Trauer. Unsere Vulva des Monats ist ein Rückblick auf ein erfülltes, ereignisreiches und besonderes Leben.


1933 kommt Ruth Bader in Brooklyn als Kind einer jüdischen Einwandererfamilie zur Welt. Von ihren Eltern erfährt Ruth schon früh Unterstützung und Förderung; sie besucht die High-School und fängt nach dem Abschluss an, an der renommierten Elite-Universität Cornell zu studieren. Dort lernt sie auch ihren Ehemann Martin Ginsburg kennen, der als eine Ausnahmeerscheinung unter den versnobten Studenten tief beeindruckt ist von Ruths Intellekt. Nach dem Abschluss kommt die gemeinsame Tochter Jane zur Welt, aber ein traditionelles Leben als Mutter und Hausfrau ist nichts für die Workaholic: Bald darauf folgt Ruth ihrem Mann nach Harvard, um Jus zu studieren. Dort werden die unterschiedlichen Bildungschancen für die Geschlechter für sie besonders offensichtlich. In einem Jahrgang mit 552 Studenten ist RGB eine von nur neun Frauen und selbst diesen Studienplatz ist man ihr trotz Bestnoten wegen ihres Geschlechts neidig. Nach Harvard zieht es Ruth an die Columbia University, wo sie als Jahrgangsbeste ihren Abschluss macht.


Ihre beeindruckende Leistung reicht nicht aus, um die Kanzleien, bei denen sich Ruth nach dem Studium bewirbt, über ihre „Makel“ – Frau, Jüdin und vor allem Mutter – hinwegsehen zu lassen. 1963 ergattert sie einen Job an der Rutgers University, für den sie allerdings schlechter bezahlt wird als ihre männlichen Kollegen, da ihr Ehemann ja für ihren Unterhalt sorgen könne. Zehn Jahre später wird sie führende Anwältin bei der American Civil Liberties Union, um im Rahmen des women’s rights project gegen geschlechterbasierte Diskriminierung zu kämpfen. In dieser Funktion zieht sie ganze sechs Mal in Fällen von Gleichberechtigung bis vor den Supreme Court. Mit ihrer präzisen Argumentation kann sie fünf dieser Fälle für sich gewinnen und große Erfolge für die Gleichstellung der Geschlechter feiern. 1993 wird sie mit überwältigender Mehrheit als zweite Frau überhaupt in den Supreme Court gewählt und gibt Sandra Day O’Connor, der bisherigen Einzelkämpferin im Supreme Court, Rückendeckung. Bis zu RGBs Amtsantritt gab es nicht einmal eine Damentoilette im Arbeitsbereich der Richter.


Mit den Worten „I dissent“ leistet RGB in ihren 27 Jahren als Richterin am Supreme Court Widerstand gegen die Diskriminierung von Mann und Frau, sexuellen Minderheiten, Migrantinnen* und Menschen mit Behinderung.


Ihre Schriften und Argumentationen finden in den späteren Jahren zwar vor dem Supreme Court aufgrund der republikanischen Übermacht oft kein Gehör, aber durch RGBs energischen Widerspruch in einem Diskriminierungsfall wird zum Beispiel die gleiche Entlohnung von Mann und Frau im „Lilly Ledbetter Fair Pay Act“ gesetzlich verankert. Ihr Widerspruch gegen das Urteil des Supreme Courts, der Voting Rights Act für Gleichstellung sei nicht mehr zeitgemäß, katapultiert die Richterin mit der Krause und den Perlenketten in die Herzen der Millenials und macht sie zur popkulturellen Ikone.


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RGB war Juristin mit Leib und Seele, die für ihren brillanten Intellekt und ihre eiserne Disziplin und Arbeitsmoral bekannt war. Nicht einmal ihre zahlreichen Krebserkrankung konnten sie lange von ihrem Richterhammer trennen: Sie versuchte sogar, ihre Chemotherapie auf Freitag zu legen, um nach dem Wochenende wieder bei der Arbeit erscheinen zu können. „The Notorious RGB“ hat am 18. September den Kampf gegen den Krebs verloren. Sie hinterlässt viel mehr als lustig bedruckte T-Shirts, Actionfiguren und schlaue Zitate in Kursivschrift.


Ruth Bader Ginsburg hat die Schranken der Diskriminierung für amerikanische Bürgerinnen* ein Stück weit niedergerissen und mit ihrer Person und ihrer Weltsicht vielen Menschen die Hoffnung auf Gleichstellung zurückgegeben.

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